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Westwärts 2023

Die Via Mediaeval 2022 mit dem Schwerpunkt „Ostwind“ ist zu Ende gegangen. „Westwärts“ heißt es 2023 und damit blicken wir auf unsere westlichen europäischen Nachbarn, wie u.a. auf Nord und Zentral Frankreich, die Benelux-Länder und Großbritannien.

Eine Terminübersicht haben wir Ihnen im Anschluss bereitgestellt. Bald finden Sie hier auch die Details zu den Konzerten 2023.

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Hier können Sie einen Handzettel mit den diesjährigen Konzerten als PDF herunterladen oder Online anschauen.

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Ostwind

Die Verbindung der romanischen Architektur mit der Musik ihrer Entstehungszeit macht die Faszination der Konzertreihe Via Mediaeval aus, die der Kultursommer seit 1999 in romanischen Gebäuden der Pfalz veranstaltet und dazu Weltstars der Musik des Mittelalters einlädt.

Die Reihe bildet damit die Fortführung des französischen Partner-Festivals Voix et Route Romane im Elsass und widmet sich mit seinen inhaltlichen Schwerpunkten auch in diesem Jahr wieder dem Kultursommer-Motto „Ostwind“. Besonders spannende und größtenteils unbekannte Programme mit Musik des Mittelalters erwarten das Publikum, dargeboten von Ensembles aus Tschechien, Russland, Bulgarien und Polen.

Konzerte 2022

Der Vorverkauf erfolgt über die örtlichen Gemeinden, das Ticket-System reservix oder über das jeweilige Partnerfestival.

Zu den Konzerten mit dem Kirchenfester Icon Kirchenfenster findet für Konzertbesucher eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn eine kostenfreie Kirchenführung statt.

Einige Konzerte werden für das Hörfunkprogramm von Icon SWR2 aufgezeichnet.

Sa 27.8.

18.00 Uhr

Saint-Jean-Saverne,
Abbatiale Saint-Jean-Baptiste

Icon Kirchenfenster

Partnerkonzert Voix & Route Romane
Canticum Novum (F)

Afsaneh – die Legende von Zyriab

Abbatiale Saint-Jean-Baptiste
F-67700 Saint-Jean-Saverne
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Vorverkauf

Musik aus der arabo-andalusischen, spanischen, kurdischen, syrischen, osmanischen, maronitischen und türkischen Tradition

Als Instrument der glücklichen und der schmerzhaften Tage, als Instrument des Festes und der Einsamkeit hat die Oud die Jahrhunderte überdauert und sich an alle Musikrichtungen angepasst. Je nach Region, in der sie gespielt wird, von Constantine bis Damaskus oder von Rabat bis Kairo, begleitet die Oud den klassischen Gesang, traditionelle Repertoires und dient wunderbar in instrumentalen Suiten. Da sie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der Musiktheorie und des arabischen Tonsystems spielt, ist sie seit jeher eng mit der gelehrten Tradition verbunden. Seit seiner Erfindung in Babylon vor zweitausend Jahren hat sich dieses Instrument, das als Symbol der arabisch-persischen Welt gilt, ständig weiterentwickelt und seine unendliche Tonleiter auf allen Kontinenten erklingen lassen. Mit Afsaneh zeigt Canticum Novum den Reichtum und die Komplexität der poetischen und musikalischen Register, die dieses Instrument geformt haben und die Brücken zwischen den Menschen, ihren Bedürfnissen nach Kreativität und ihren spirituellen Bestrebungen schlagen.

Durch die Wiederentdeckung und Aufführung von alter Musik knüpft Canticum Novum Verbindungen zwischen der Musik Westeuropas und dem Repertoire des Mittelmeerraums, der reich ist an der Vereinigung der christlichen Welt mit einem Orient, der von einem doppelten jüdischen und maurischen Erbe geprägt ist. Diese Programme spiegeln darüber hinaus eine weitere Ambition von Canticum Novum wider: das menschliche Abenteuer und die Interkulturalität in den Mittelpunkt seiner Projekte zu stellen und Identität, Mündlichkeit, Weitergabe und Erinnerung immer wieder zu hinterfragen. Die von Canticum Novum aufgeführten Werke ermöglichen eine Wiederentdeckung des mediterranen, aber auch des afghanischen, türkischen, persischen, arabischen, sephardischen, armenischen und zypriotischen Repertoires... Diese Musik, an der Kreuzung der Wege, der Kulturen und der künstlerischen Ausdrucksformen, die nach 800 Jahren des Teilens erstaunlich lebendig ist, zeugt von Vielfalt, Respekt und Toleranz. Canticum Novum wurde 1996 von Emmanuel Bardon gegründet. Nachdem das Ensemble von 2008 bis 2012 im L'Opéra-Théâtre de Saint-Étienne untergebracht war, hat es derzeit ein Residenzrecht in der Ancienne École des Beaux-Arts de Saint-Étienne. Seit 2009 organisiert Canticum Novum jedes Jahr in der Region Loire ein Festival für Alte Musik und Weltmusik, bei dem es um die Begegnung von Völkern und Kulturen geht: das Festin Musical.

Bild Canticum Novum
icon

Sa 03.9.

20.00 Uhr

Otterberg, Abteikirche

Icon Kirchenfenster

Ensemble Tiburtina (CZ)

Regina Luctus – Königin der Trauer

Abteikirche
Kirchstraße 3
67697 Otterberg
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Vorverkauf

Eine Schlacht, eine Hochzeit, eine Krönung und zwei Todesfälle: Die Geschichte der Königin der Trauer führt zurück ins 13. Jahrhundert. Ein ereignisreiches Jahrhundert, in dem Ritterlichkeit, Minne und der tief verwurzelte christliche Glaube eine große Rolle spielten. Zugleich ist es die tragische Lebensgeschichte der Königin Guta von Habsburg, auf deren Glück stets ein Unglück folgte, und die nur wenige Tage nach der Geburt ihres 10. Kindes starb. Ihr Schicksal ist mit einem bedeutenden Abschnitt der böhmischen Geschichte verflochten, denn durch ihre Ehe mit Wenzel dem II., dem böhmischen König, begann die Koexistenz der tschechischen „Nation“ und des Hauses Habsburg, die bis 1918 andauerte.

So bewegt Königin Gutas Leben und die Geschehnisse um sie herum waren, so vielfältig ist auch die Bandbreite der Stücke, die in diesem Konzert ihre Geschichte nacherzählen. Von Klageliedern über Minnesang, Marienlieder, Glaubensbekenntnisse, traditionelle geistliche Lieder bis hin zu polyphonen Stücken – eine bunte Mischung Alter Musik, die verschiedene Perspektiven beleuchtet, wird an diesem Abend zu hören sein.

Das 2008 in Prag gegründete Tiburtina Ensemble hat sich auf die Interpretation von Gregorianischen Chorälen, mittelalterlicher Polyphonie und zeitgenössischer Musik spezialisiert. Neben den Vokal- und Instrumentalkompositionen des Mittelalters bringt das Ensemble auch innovative Projekte auf die Bühne, bei denen mittelalterliche Musik mit anderen Genres gemischt wird. Trotz ihres bislang erst relativ kurzen Bestehens ist das Ensemble auf dem Gebiet der Alten Musik hoch angesehen und europaweit gefragt.

Barbora Kabátková ist die künstlerische Leiterin des Tiburtina Ensembles. Sie hat an der Karls-Universität in Prag Dirigieren mit Schwerpunkt Kirchenchor sowie Musikwissenschaft studiert und promoviert derzeit im Fachgebiet Gregorianischer Choral. Als Solosängerin tritt sie regelmäßig auf und spielt auch mittelalterliche Harfe und Psalter.

Bild Tiburtina
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So 11.9.

18.00 Uhr

Offenbach-Hundheim,
St. Maria

Icon Kirchenfenster

Angelite – The Bulgarian Voices (BG)

Musik von Ioannis Koukouzelis

Abteikirche St. Maria
Klosterstraße 12
67749 Offenbach-Hundheim
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Vorverkauf

Ioannis Koukouzelis – und die bulgarische Tradition mittelalterlicher Musik

Die historische Kirchenmusik Bulgariens wurde stark von der traditionellen Folkloremusik beeinflusst. Für Angelite ist diese Musik eine besondere Art der Inspiration, denn ihre traditionelle Art des Singens ähnelt stilistisch dem Kirchengesang der Antike sehr – dem sogenannten altbulgarischen Gesang. Einer der wohl bekanntesten Vertreter dieser Zeit ist Ioannis Koukouzelis. Er nimmt in der Geschichte der bulgarischen Musik einen besonderen Platz ein, weil er maßgeblich zur Entwicklung der bulgarisch- orthodoxen Musik beigetragen und Innovationen für die Musiktheorie geschaffen hat. So gilt eines seiner Werke als „musikalisches Wörterbuch“ der Zeit. Ioannis Koukouzelis ist ein Name, der im Laufe der Zeitalter nicht an Bedeutung verloren hat und nach wie vor für ein hohes professionelles Niveau auf dem Gebiet der ostorthodoxen Musik steht.

In ihrem Programm präsentiert das Ensemble Angelite – The Bulgarian Voices Musik aus der frühchristlichen Zeit – sowohl Werke von Ioannis Koukouzelis, wobei sie seine Verdienste bei der Entwicklung der Musik nachzeichnen, als auch Werke von anonymen Komponisten.

Das Ensemble Angelite – The Bulgarian Voices wurde 1987 gegründet und bietet seitdem ein bemerkenswertes Musikprogramm, das die Folklore der alten Zeiten und ihre emotionale Energie weitergibt. Der Frauenchor begeistert sein Publikum mit einem außergewöhnlichen, bezaubernden und unglaublich präzisen Gesang, der kraftvoll und zugleich leicht wirkt. Es heißt, dass er die Seele berührt.

Katja Barulova ist die künstlerische Leiterin und Dirigentin des Ensembles. Sie hat am Musikgymnasium in Kotel und der Musikakademie in Plodiv studiert und verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung als Lehrerin der Fächer Chorentwicklung, Musikgeschichte und Klavier. Außerdem gab sie Meisterkurse für Chöre und hat eine Reihe von Preisen erhalten.

Bild Angelite
icon

Fr 16.9.

19.30 Uhr

Hornbach, St. Fabianstift

Icon Kirchenfenster

Ensemble Labyrinthus (RUS)

Musik des mittelalterlichen Zypern

St. Fabianstift
Im Klosterbezirk
66500 Hornbach
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Vorverkauf

Zypern stand von Ende des 12. bis Ende des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft des westfranzösischen Hauses Lusignan und war jahrzehntelang das östlichste Königreich der westlichen Welt. Mitte des 14. Jahrhunderts galt Zypern als eines der wichtigsten kulturellen Zentren Europas. Als König Peter I. im Jahr 1362 durch Europa reiste, wurde er mit den höchsten Ehren empfangen. Guillaume de Machaut schrieb zu seinen Ehren eine lange Chronik mit dem Titel „La prise d'Alexandrie, ou chronique du roi Pierre Ier de Lusignan“. Auch die Musiker im Gefolge Peters erregten während der Reise großes Aufsehen. Karl V. war so begeistert, dass er 80 Francs in Gold „für die Musiker des Königs von Zypern“ spendete.

In den 20er-Jahren des 15. Jahrhunderts wurde eine umfangreiche Sammlung zyprischer Musik angelegt. Die Handschrift mit der Signatur Ms. J.II.9 befindet sich heute in der Sammlung der italienischen Nationalbibliothek in Turin. Sie enthält sowohl geistliche als auch weltliche polyphone Musik vom Hof des Hauses Lusignan in Zypern, darunter liturgische Werke, aber auch Balladen und Rondeaus im Stil der Ars subtilior. Das Ensemble Labyrinthus präsentiert in seinem Programm Stücke aus unterschiedlichen Abschnitten der Handschrift und verschiedenen Stilrichtungen der mittelalterlichen zyprischen Musik.

Labyrinthus wurde 2010 von Musikern gegründet, die alle bereits langjährige Erfahrung mit mittelalterlicher Musik vorweisen konnten. Seitdem hat das Ensemble fünf Alben aufgenommen und mehrere Programme zusammen mit bekannten Vertretern der Alten Musik, wie Norbert Rodenkirchen, Sabine Lutzenberger, Mark Lewon u.a. erarbeitet. Künstlerischer Leiter des Ensembles ist Danil Ryabchikov. Er hat ein Buch über die Musikgeschichte des Mittelalters verfasst und mehrere Artikel, Vorlesungen und Podcasts zu mittelalterlicher Musik veröffentlicht. Außerdem ist er künstlerischer Leiter des Festivals für mittelalterliche Musik Musica Mensurata in Moskau.

Bild Labyrinthus; cr Valentin Overchenko
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Fr 23.9.

19.30 Uhr

Speyer, Krypta des Doms

Icon Kirchenfenster

Ensemble Peregrina (PL, CH)

Polonica - Polnische Musik des Mittelalters
(12.-15. Jahrhundert)

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Polen – ein Land dessen Geschichte besonders im Mittelalter von Umbrüchen geprägt war. Bereits im frühen 10. Jahrhundert entstand das Herzogtum Polen, zerfiel aber nur zwei Jahrhunderte später wieder in Kleinpolen, Großpolen, Pommern, Pommerellen, Schlesien und Masowien.

Mit „Polonica“ geht es auf eine musikalische Reise durch drei dieser Regionen. Die erste Station ist Wielkopolska, auch bekannt als Großpolen. Dorthin wurde der Prager Bischof Adalbert in die Hauptstadt Gnesen ausgesandt, das Wort Gottes zu verbreiten. Nach seinem Tod wurde er heiliggesprochen und zahlreiche Sequenzen, Offizien, Hymnen und Halleluja-Verse entstanden zu seinen Ehren. Anschließend geht es weiter nach Kleinpolen, auch Malopolska genannt, wo sich als Gegengewicht zu Adelbert ein Kult des heiligen Stanislaw entwickelte. Im 13. Jahrhundert erlebte die Region unter dem Einfluss der Heiligen Kinga von Ungarn eine kulturelle Blütezeit und stach mit polyphonen Mess- und Ordinariumssätzen musikalisch hervor. Das letzte Ziel der Reise ist Pomorze bzw. Pommern. Von vielen verschiedenen Kulturen geprägt, weist das Herzogtum Pommern eine komplexe politische Geschichte auf, die sich wiederum auch in der Musik niederschlägt.

Das Ensemble Peregrina („die Umherziehende“) wurde 1997 von der polnischen Sängerin und Musikwissenschaftlerin Agnieszka Budzińska- Bennett in Basel gegründet. Es erforscht und interpretiert geistliche sowie weltliche Musik aus dem Europa des 9. bis 14. Jahrhunderts. Das Ensemble orientiert sich dabei in Interpretation und Stil an den originalen Quellenmaterialien und Traktaten und berücksichtigt zudem musikwissenschaftliche sowie historische Forschung. Pereginas Ziel ist es, in der Aufführungspraxis eine größtmögliche Nähe zu den Quellen zu schaffen, ohne dass die stimmliche Balance und Klangschönheit in Mitleidenschaft gezogen werden.

Bild Peregrina; cr Martin Chiang
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Fr 30.9.

20.00 Uhr

Worms, St. Paulus

Icon Kirchenfenster

Ensemble Flores Rosarum (Pl)

Eya recolamus - Sequenzen des 14. Jahrhunderts aus Kraukau

Dominikanerkloster St. Paulus
Paulusplatz 5
67547 Worms
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Vorverkauf

Sequenzen gelten als bemerkenswerte Produkte der mittelalterlichen religiösen Kultur in der westlichen Welt und waren bei Fachleuten und Laien gleichermaßen beliebt. Ursprünglich als Textierung des gregorianischen Hallelujas gedacht, entwickelten sie sich ab dem 11. Jahrhundert zu einem eigenen Genre mit neugeschriebenen Melodien und Texten sowie zunehmend gereimten und rhythmisch angeglichenen Versen.

Das Ensemble Flores Rosarum beschäftigt sich in diesem Programm mit Sequenzen des 14. Jahrhunderts aus dem Missale Plenarium (AKKK 3), einem Messbuch aus dem Archivbestand der Wawel-Kathedrale in Krakau. Darin sind sowohl ältere Stücke enthalten – insbesondere die Meisterwerke Notkers von St. Gallen und Sequenzen aus Westfranken – als auch französische und deutsche Sequenzen des „Übergangszeitraums“ sowie „hymnische“ Sequenzen, die ihren Ursprung im Paris des 12. Jahrhunderts haben.Hinzu kommen regionaltypische geistliche Lieder zu Ehren der Heiligen Stanislaus und Wenzeslaus wie auch die Mariensequenz „Ave virgo regia“, die in dieser einzigartigen textlichen und musikalischen Form nur im Missale Plenarium überliefert ist.

Das Vokalensemble Flores Rosarum („Rosenblüten“) wurde 2007 von Susi Ferfoglia, der künstlerischen Leiterin, und einer Gruppe von Sängerinnen gegründet, die gleichermaßen von der Musik Hildegards von Bingen fasziniert waren: Adrianna Bujak, Maria Klich, Liliana Pociecha, Anita Pyrek- Nąckiewicz, Katarzyna Śmiałkowska und Katarzyna Wiwer. Flores Rosarum widmet sich zudem polnischen geistlichen Werken aus Handschriften, die beispielsweise in den Archiven der Krakauer Kathedrale, des Benediktinerinnenklosters in Staniątki und der Klarissen in Krakau und Stary Sącz zu finden sind.

Bild Flores Rosarum; cr Grzegorz Alexander Lach
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Karte mit Veranstaltungsorten Bild Offenbach Bild Worms Bild Otterberg Bild Hornbach Bild Speyer Bild Abbatiale Saint-Jean-Baptiste

Romanische Gebäude in der Pfalz

Konzertorte

Via Mediaeval. Mittelalterliche Vokalmusik in romanischen Gebäuden. Eine Musikreihe des Kultursommers Rheinland-Pfalz in Verbindung mit seinen regionalen Partnern.

Hintergrund
Bild: 20 Jahre - Motiv

Jubiläum in 2019

20 JAHRE

Wie so oft gab das Motto des Kultursommers die Anregung – ohne wäre es vielleicht nie dazu gekommen…

„Rendezvous mit Frankreich“ hieß das Länder-Motto im Jahr 1999 und dieses Thema lag ja wirklich nahe – musste man doch nur im Süden mal über die Grenze schauen. Dort gab es unter anderem seit 1992 das elsässische Festival „Voix et Route Romane“. Entlang einer im Elsass touristisch schon erschlossenen Straße, die Gebäude romanischer Architektur miteinander verbindet, veranstaltete Direktor Jean Paul Linder Konzerte mit Alter Musik, jeweils im Herbst des Jahres. So startete die Zusammenarbeit mit Frankreich und die rheinland-pfälzische Konzertreihe – nach ersten Kontakten in 1998 und der Spektakulum-Aufführungen von „Die Dame mit dem Einhorn“ – in Speyer mit einem angelehnten Konzept im südlichen Teil unseres Bundeslandes. Schnell war auch der Name der Konzertreihe in einer Übersetzung des französischen Vorbilds gefunden: „Vokalmusik entlang der Romanischen Straße".

Dabei entwickelte sich der klare Rahmen für die 6-8 Konzerte in der Pfalz:

  • Die Konzerte sollten ausschließlich in Räumen stattfinden, die sichtbar romanischem Baustil zuzuordnen sind
  • Das musikalische Spektrum sollte von der frühen Musik bis spätestens zur Epoche Martin Luthers reichen, Renaissance und Barock also sollten nicht beinhaltet sein
  • Die Konzerte sollten ein Beitrag zum jeweiligen Jahres-Motto der Reihe sein, das soweit möglich sich an das Kultursommer-Motto anschließen sollte
  • Der Verbindung von Musik und Architektur sollte Rechnung getragen werden durch das Angebot einer bauhistorischen Führung vor den Konzerten
  • Die Interpreten und Ensembles sollten alle auf höchstem künstlerischen Niveau und mit bestem musikwissenschaftlichen Wissen ausgestattet sein
  • Das Publikum wird durch ein ausführliches Abendprogramm mit Hintergrundinformationen, Begleittexten und Übersetzungen durch das Konzert geführt

Unsere Partner / weitere Links

Logo Voix

Festival Voix & Route Romane
Das Festival Alter Musik im Elsass
www.voix-romane.com

Logo REMA

REMA / EEMN
Die Reihe Via Mediaeval im Mitglied des Europäischen Netzwerks für Alte Musik / Réseau Européen de Musique Ancienne / European Early Music Network
www.rema-eemn.net

Logo Otterberg

Otterberger Abteikirchenkonzerte
Konzerte im der ehemaligen Zisterzienserkirche
www.cms.abteikirche-otterberg.de/die-abteikirche-otterberg/konzerte/

Logo Euroclassic

Festival Euroclassic
Länderübergreifend in der Pfalz und im Elsass
www.festival-euroclassic.eu

Logo Int. Musiktage

Internationale Musiktage
www.dom-zu-speyer.de/dommusik/konzerte/ internationale-musiktage/

Logo Wunderhoeren

Wunderhoeren
Tage Alter Musik & Literatur in Worms
http://www.wunderhoeren.de

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Künstlerischer Berater

Prof. Dr. Stefan Morent

studierte Musikwissenschaften und Informatik an der Universität Tübingen, Blockflöte und Historische Aufführungspraxis bei Kees Boeke sowie Musik des Mittelalters bei Andrea von Ramm und Sterling Jones. Er promovierte 1995 zum Dr. phil. als Stipendiat der Landesgraduiertenförderung und erlangte 2004 die Habilitation zum Thema „Das Mittelalter im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kompositionsgeschichte in Frankreich“ als Stipendiat des Graduiertenkollegs „Ars und Scientia im Mittelalter und der frühen Neuzeit“ in Tübingen folgte. Seit 2008 ist er dort außerplanmäßiger Professor.

Seine Forschungsinteressen reichen von der Musik des Mittelalters, ihrer Aufführungspraxis und Rezeption, über Musiktheorie der Renaissance (Glarean u.a.) und landeskundliche Themen (Musik im deutschen Südwesten, Musik am Stuttgarter Hof 16.-18. Jh.) sowie französischer Musik des 19. Jahrhunderts und Musik und Religion ("Sacred Sound") bis zur Digitalen Musikedition. Zur Zeit betreut er ein DFG-Forschungsprojekt zur Erschließung mittelalterlicher Musikfragmente aus württembergischen Klöstern.

Prof. Dr. Morent nahm Professur-Vertretungen in Trossingen, Wien, Hamburg, Heidelberg, Detmold, Saarbrücken, Mannheim und Köln wahr und folgte einer Einladung als Visiting Professor an die University of Berkeley/USA.

Als Leiter des von ihm gegründeten Ensembles „Ordo Virtutum“ für Musik des Mittelalters geht er einer umfangreichen internationalen Konzerttätigkeit mit Einladungen zu bedeutenden Festivals für Alte Musik nach und kann auf zahlreiche preisgekrönte CD-Einspielungen zurückblicken. Er ist künstlerischer Leiter der Festivals „Via Mediaeval – Musik und Räume des Mittelalters “ in Rheinland-Pfalz und „Musikalische Avantgarde um 1400“ in Konstanz. Außerdem leitet er die Schola Cantorum am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen.

Impressum

Herausgegeben vom Kultursommer Rheinland-Pfalz
der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Fischtorplatz 11, 55116 Mainz
Stand: Juni 2022
Gestaltung: www.beateschmitz.de
Technische Umsetzung: www.jung-newmedia.de
Fotos: Wenn nicht anders vermerkt von den Künstlern / Veranstaltern.
Darüber hinaus gilt das Impressum Kultursommer Rheinland-Pfalz

Kontakt

Kultursommer Rheinland-Pfalz
der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Fischtorplatz 11
55116 Mainz
Tel.: 06131 / 28 83 80
Fax: 06131 / 28 83 88
E-Mail: info@kultursommer.de

Datenschutz

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Darüber hinaus gilt die Datenschutz-Erklärung Kultursommer Rheinland-Pfalz.

Ad multos annos,
Via Mediaeval!

Prof. Dr. Stefan Johannes Morent

Zum 20-jährigen Jubiläum hat Via Mediaeval in diesem Jahr ein Programm zusammengestellt, das die Quintessenz der Reihe seit ihrer Gründung widerspiegelt: Ein exemplarischer Querschnitt durch die europäische Musikgeschichte des Mittelalters, in den entsprechenden Räumen dargeboten von renommierten Interpreten.

Unsere Musik- und Zeitreise beginnt am geographischen Rand Europas, auf Zypern, der Insel der Aphrodite. Zypern wurde von Richard Löwenherz während seines Kreuzzugs 1198 erobert und zunächst den Templern übergeben, die es wiederum Guy de Lusignan, dem letzten König von Jerusalem, überließen. Die Dynastie der Lusignan herrschte auf Zypern bis ins späte 15. Jahrhundert. Am Hof von König Janus (reg. 1398–1432) florierten Künste und Musik, besonders die sehr verfeinerte Kompositionskunst der französischen Ars subtilior. Trio Mediaeval vom nördlichsten Rand Europas zusammen mit John Potter von den Britischen Inseln – Brexit hin oder her – präsentieren dieses besondere Musikrepertoire in der grandiosen Abteikirche von Otterberg und untersuchen dabei auch die Einflüsse von Guillaume de Machaut, des großen Exponenten französischer Musik des 14. Jahrhunderts..

Von Zypern gelangen wir in die sonnige Provence, dieser von Kultur getränkten Landschaft, in der im Mittelalter die Kunst der Troubadours blühte. Eleonore von Aquitanien herrschte als Königin über Frankreich und England und war eine der größten Mäzeninnen der Troubadours und der im nördlicheren Frankreich tätigen Trouvères. Sie besangen die unerfüllte Liebe zur höfischen Dame, die sie auch unabhängig von ihrem tatsächlichen Stand als Königin zumindest des Herzens titulierten. Von dort war es nicht weit zur Königin des Himmels, der Jungfrau Maria. Und so vermischen sich in der Dichtkunst der Troubadours und Trouvères auf raffinierte Weise die weltliche und religiöse Sphäre. Anne Azéma, die international renommierte Interpretin für dieses Repertoire, führt uns in ihrer „One woman show“ in dieses intrikate Vexierspiel ein. Dargeboten in der intimen Atmosphäre des Mönchsaals in Klingenmünster und ganz konzentriert auf die Stimme und wenige Instrumente, freuen wir uns auf einen besonders eindrücklichen Abend.

Die Provence und Frankreich waren auch dem vielgereisten Oswald von Wolkenstein nicht fremd. Als Diplomat im Dienste König Sigismunds und in eigenen Angelegenheiten durchquerte er nach den Angaben in seinen Liedern das ganze damals bekannte Europa. Natürlich fehlte er auch nicht beim größten europäischen Ereignis des Spätmittelalters, dem Konstanzer Konzil. Hier trafen sich von 1414–1418 alle geistlichen und weltlichen Würdenträger von Rang und Namen, um das Kirchenschisma mit drei gleichzeitig amtierenden Päpsten zu beenden. Mit ihnen kamen auch ihre Hofkapellen und Musiker nach Konstanz, so dass hier ein unvergleichlicher Austausch von Musik im Sinne einer Europäischen Musikkultur stattfinden konnte, von dem auch Oswald profitierte. Das Ensemble Sequentia entführt in seinem Konzert in die Liederwelt Oswalds von Wolkenstein, in der er sich über die hohen Preise, den Diebstahl und fehlende Unterkünfte beklagt oder einen verheerenden Besuch im Nachtlokal beschreibt. Doch auch politische Entscheidungen finden sich durchaus im Repertoire Wolkensteins, so etwa ein Lied über Jan Hus. Neben den berühmten autobiographischen Liedern Oswalds, wie zum Beispiel "Es fügt sich", sind im Konzert des Ensembles Sequentia Instrumentalstücke basierend auf Melodien von Oswald zu hören. Das Fabianstift in Hornbach bietet mit seiner Akustik den geeigneten Rahmen für die legendäre Vortragskunst von Benjamin Bagby.

Oswald war auf einem Auge blind – Francesco Landini erblindete bereits in der Kindheit völlig, was ihn aber nicht daran hinderte, der bedeutendste Komponist des 14. Jahrhunderts in Italien zu werden, ebenbürtig seinem Zeitgenossen Guillaume de Machaut in Frankreich. Aus zahlreichen Erzählungen und Abbildungen wissen wir, dass Landini ein besonders begnadeter Virtuose auf dem Organetto bzw. Portativ war, der kleinen tragbaren Handorgel. Wenn er seine eigenen Kompositionen spielte und sang, sollen sogar die Vögel ihren Gesang unterbrochen und danach in die Musik mit eingestimmt haben. Landini steht damit in einer langen Tradition berühmter blinder Organisten der europäischen Musikgeschichte. Das italienische Ensemble La Reverdie, das sich seit vielen Jahren speziell der Musik des Trecento widmet, geht der spannenden Frage nach, inwiefern die Erblindung Landinis eine besondere Innigkeit seiner Kompositionen im Sinne eines inneren Sehens mit dem Herzen bedingte.

Von Italien geht es weiter nach Burgund. Hier nahm im 12. Jahrhundert mit den Zisterziensern einer der bedeutendsten monastischen Reformorden des Mittelalters seinen Ausgangspunkt. Abheben wollten sich die Zisterzienser vor allem von den Benediktinern von Cluny, die – ursprünglich selbst in reformerischer Absicht – inzwischen zu Reichtum, Wohlstand und Einfluss gelangt waren. Ihre Kirchengebäude glichen einer Klosterstadt und die Kirche von Cluny war die größte der Christenheit, in der eine reiche, prachtvolle Liturgie gefeiert wurde. Die Zisterzienser und vor allem Bernhard von Clairvaux setzten dagegen eine radikale Einfachheit in Liturgie, Gesang und Architektur. Das Ensemble Ordo Virtutum stellt anlässlich der erstmalig von Via Mediaeval ausgerichteten REMA (European Early Music Network)-Tagung im Dom zu Worms in einem Doppelkonzert die Musik der Ekstase aus Cluny und der Askese aus Cîteaux gegenüber.

Unsere Reise endet in den Stammlanden unserer Reihe und bringt mit Hildegard von Bingen die neben Oswald von Wolkenstein wohl bekannteste Figur des Mittelalters in den musikalischen Reigen ein: Bekanntermaßen empfing sie ihre theologischen Erkenntnisse in Vision, hörte aber auch die mit ihr verbundene Musik in Auditionen. Das junge Nachwuchs-Ensemble La Mouvance – auch dies eine Tradition von Via Mediaeval – spürt in der Basilika von Bechtheim den vielfältig im Mittelalter belegten Erfahrungen von Visionen, Wundern und Mirakeln und ihrem Nachwirken in der Musik nach.

Wir möchten Sie verehrte Hörer wiederum herzlich zu unserer Konzertreihe einladen, um wie seit 20 Jahren gewohnt in höchster Qualität und in sorgfältig ausgewählter Übereinstimmung die Symbiose von Musik und Raum zu erleben.

Ad multos annos, Via Mediaeval!

Prof. Dr. Stefan Johannes Morent

 

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